#12: Unterwegs in Aotearoa – dem Land der langen weissen Wolke

Ankunft auf der Südinsel Neuseelands

Bereits der Anflug über die Südinsel nach Christchurch war spektakulär und liess gleich noch mehr Vorfreude auf Neuseeland aufkommen. Diese konnte uns auch durch die strengen Einreisekriterien und -inspektionen nicht genommen werden. Die Neuseeländer legen sehr grossen Wert darauf, ihre einmalige Natur zu schützen. Wer beispielsweise mit einer Wander- und Campingausrüstung (wie wir) einreist, muss dies deklarieren. Vorzugsweise putzt man sein Equipment schon vorgängig, sodass man dies nicht bei der Einreise erledigen respektive von den Einreisebeamt/innen übernommen werden muss. Unsere Ausrüstung war zum Glück grösstenteils in Ordnung. Lediglich Michelles Wanderschuhe bekamen nochmals eine Ladung Desinfektionsmittel ab :-) Alles lief jedoch sehr locker und freundlich ab, wir hatten zu keiner Zeit das Gefühl, dass es um irgendeine Art von Machtdemonstration oder Blossstellen ging, wie man es vielleicht schon bei der Einreise in anderen Ländern erlebt hat. 

Christchurch

In Christchurch haben wir uns sofort wohl gefühlt. Auf einer Hop-on-Hop-off Tour in nostalgischen Trams mit Live-Kommentar haben wir uns einen ersten Überblick über die Stadt verschafft. Das Zentrum ist überschaubar und kann auch zu Fuss bestens erkundet werden. Obwohl das schwere Erdbeben nun schon 14 Jahre her ist, befinden sich auch heute noch Gebäude im Wiederaufbau oder die Restauration wurde aus Kostengründen wieder gestoppt wie beispielsweise bei der Christ Church Cathedral. Das «Quake City»-Museum widmet sich jenem Erdbeben. Besonders eindrücklich und berührend fanden wir die Augenzeugenberichte (aufgenommen ca. 1 Jahr sowie ca. 10 Jahre nach dem Beben).

Wer sein/ihr Essen einmal auf eine ganz spezielle Art serviert bekommen möchte, dem empfehlen wir den Besuch des «C1 Espresso»-Cafés im ehemaligen Postgebäude. Gewisse Mahlzeiten werden einem per Rohrpost an den Tisch gebracht – cool, oder? Ein paar Eindrücke zu Christchurch findest du in der Galerie.

Berge & Seen – aus der Luft und vom Boden betrachtet

Christchurch verlassen wir schliesslich in einem Mietwagen. Die Übergabe hat problemlos geklappt und ist dieses Mal glücklicherweise keinen eigenen Blogeintrag wert ;-) Unser nächstes Ziel ist die Gegend um die beiden türkisfarbenen Seen Lake Tekapo und Lake Pukaki. Schon vom Boden aus ist die Gegend wunderschön. Noch eindrücklicher aber ist die Landschaft aus der Luft. Auf einem 50-minütigen Rundflug fliegen wir von der Ortschaft Lake Tekapo aus zuerst über den gleichnamigen See, links und rechts des Sees kann man die weitläufigen Farmgebiete der Schafzüchter ausmachen. Am Seeende kommt das breite Flussdelta des Godley Rivers in Sicht. Ein Netz aus blauen Adern durchzieht das Kiesbett – von oben sieht die Landschaft beinahe surreal aus. Kurze Zeit später kommen wir in die Berge: Wir fliegen über Gletscherseen und entlang schneebedeckter Berge. Schliesslich erreichen wir den Aoraki / Mount Cook (3724m), den höchsten Berg Neuseelands. Oftmals ist der Gipfel des Aoraki wolkenverhangen, doch wir haben Glück: Der Berg zeigt sich in seiner vollen Pracht. Der einzige kleine Wermutstropfen: Auf der Westseite zieht eine Schlechtwetterfront auf, sodass wir die beiden Gletscher «hinter» dem Aoraki – den Fox Glacier sowie den Franz Josef Glacier – nicht auch noch überfliegen können. Das ist jedoch halb so schlimm – der Flug war auch so spektakulär! Die schönsten Aufnahmen findest du in dieser Galerie.

Von dieser zauberhaften Landschaft wollten wir auf jeden Fall noch mehr sehen. Weiter geht die Erkundungstour zu Fuss: Eine äusserst beliebte und wunderschöne Wanderung ist der Hooker Valley Track. Frühes Aufstehen lohnt sich hier: pro Tag wandern hunderte Leute den einfachen (aber halt auch wirklich sehr schönen) Weg durch das Tal bis zum Hooker Lake, wo man dann einen Blick auf den Aoraki (und vielleicht sogar auf seinen Gipfel – was uns jedoch verwehrt blieb) erhaschen kann. Wir sind um 7 Uhr losgelaufen. Am Aussichtspunkt am Wegende waren wir dann «nur» mit etwa 20 weiteren Personen. Auf dem Rückweg sind uns die Leute dann jedoch zuhauf entgegen gepilgert. Wir waren froh, dass wir uns für einen frühen Start entschieden haben und so wenigstens den Hinweg fast für uns allein hatten. Eine weitere lohnenswerte Wanderung führt zum Gletschersee Tasman Lake. Im milchigen Wasser schwimmen vereinzelt Eisberge, die vom Tasman Gletscher (dem grössten Gletscher Neuseelands) abgebrochen sind. Rundherum wird der See von einem herrlichen Bergpanorama gesäumt. Bilder zum Hooker Valley Track und einer kurzen Wanderung zum Tasman Lake findest du hier.

«Testschlafen» im Zelt

Wichtig war uns, dass wir mindestens einmal in unserem Zelt übernachten, denn auf Stewart Island haben wir eine dreitägige Wanderung mit Zeltübernachtungen geplant. Die Zeltausrüstung haben wir in Australien nie gebraucht, deshalb wollten wir hier ein «Testschlafen» machen. Ob das Zelt dicht ist, konnten wir zwar nicht feststellen (da es nicht geregnet hat). Michelle verbrachte jedoch eine ziemlich unbequeme Nacht, da ihre Campingmatte irgendwo undicht war und bis am Morgen alle Luft entwichen war. Glücklicherweise konnten wir uns in Dunedin eine neue Campingmatte kaufen und in einer weiteren Testnacht auch gleich ausprobieren. Dieses Mal konnte auch Michelle eine angenehme Nacht auf ihrer neuen (und sogar noch ein wenig dickeren und breiteren) Campingmatte verbringen. Beim Zelt gehen wir weiterhin davon aus, dass es dicht sein wird (da es auch bei der zweiten Zeltübernachtung nicht geregnet hat) oder hoffen ganz einfach, dass es nicht regnen wird, wenn wir auf Stewart Island zelten :-)

Zurück an die Küste

Unser Weg führte uns zurück an die Ostküste. Wir legten einen Stopp bei den kugelförmigen Steinen Moeraki Boulders ein (für die Geolog/innen unter euch: es handelt sich hierbei um Konkretionen), bevor wir uns für ein paar Tage in Dunedin niederliessen. In der Stadt mit schottischem Flair (hier wollten die schottischen Siedler einst ein «neues Schottland/Edinburgh» gründen) gibt es einige sehr schöne Gebäude zu bestaunen. Eines der schönsten – und zugleich das Wahrzeichen Dunedins – ist das Bahnhofsgebäude Dunedin Railway Station. Ein Tag in der Stadt hat uns gereicht.

Interessanter schien uns die Otago-Halbinsel, die sich gut als Tagesausflug von Dunedin aus erkunden lässt. Auf einer geführten Tour haben wir unser Glück versucht, um einen der sehr seltenen Hoiho-Pinguine zu sichten. Hoihos (Gelbaugenpinguine) gibt es nur in/um Neuseeland. In freier Wildbahn leben noch etwa 1500 Tiere, wobei lediglich etwa 500 Tiere auf dem neuseeländischen Festland vorkommen. Wir wurden tatsächlich fündig und konnten zwei wilde Pinguine beobachten. Wem dieses Glück verwehrt bleibt, der kann zumindest in der Aufzucht- und Rettungsstation von The Opera Hoihos und weitere Pinguinarten beobachten.

Beim Royal Albatross Centre hat man die Chance, nördliche Königsalbatrosse zu sehen. Das spezielle daran? Es handelt sich um die weltweit grössten Meeresvögel. Die Tiere haben eine Flügelspannweite von bis zu 3m und wiegen bis zu 8.2kg. Am eindrücklichsten ist es, wenn man einen Albatros im Flug beobachten kann. Sie verbringen mindestens 85% ihres Lebens auf See und brüten normalerweise auf abgelegenen Inseln. Die einzige Ausnahme: Der Taiaroa Head (wo sich das Royal Albatross Centre befindet) ist die einzige Brutkolonie für Königsalbatrosse auf dem Festland.

Ganz unerwartet wurden wir an der Sandfly Bay Zeugen eines weiteren tierischen Spektakels: Am Strand hielten sich mehrere neuseeländische Seelöwen (ebenfalls eine sehr seltene Art) auf. Es herrschte Paarungszeit, eine stressige und anstrengende Zeit für den Harem führenden Bullen. Immer wieder wollten ihm jüngere Bullen seine Weibchen streitig machen. Der «Leitbulle» musste ständig auf der Hut sein, sich gegen die heimtückischen Annäherungsversuche der anderen Bullen zur Wehr setzen, zeigen «wer hier der Boss ist», seine Weibchen verteidigen und sie versuchen zu decken. Ganz spannend (für uns Zuschauer/innen) wurde es, als noch ein zweites Weibchen auftauchte. Der arme Leitbulle hatte alle Flossen voll zu tun, um beide für sich selbst zu beanspruchen. Zimperlich wurde dabei nicht miteinander umgegangen: Überraschend schnell und wendig sind sich die Bullen nachgejagt und haben rabiate Kämpfe mit kräftigen Bissen ausgetragen. Die angespannte, testosterongeladene Atmosphäre war auch für uns Menschen spürbar. Glücklicherweise haben die Schaulustigen alle einen sicheren Abstand gehalten (die Seelöwen hatten andere Sorgen und kaum Notiz von uns genommen).

Nebst vielen Naturspektakeln findet man auf der Otago-Halbinsel auch noch das einzige Schloss Neuseelands, das Larnach Castle (1874). Der Name ist ein wenig irreführend, denn anders als erwartet, war das Larnach Castle nie eine adlige oder gar königliche Residenz, sondern lediglich eine Villa, die William Larnach für sich und seine Familie gebaut hat. Nach William Larnachs Suizid wechselte das Schloss mehrere Male seine Besitzer und wurde für unterschiedliche Zwecke verwendet. Es verfiel immer mehr, bis es 1967 vom Ehepaar Barker gekauft und liebevoll restauriert wurde. Sie versuchten, das Schloss möglichst originalgetreu wiederherzustellen. Heute ist das Schloss eine der bekanntesten Touristenattraktionen in der Region.

Fotos zu Dunedin und der Otago Halbinsel findest du in dieser Galerie.

Auf der Southern Scenic Route

Von Dunedin aus folgen wir der Southern Scenic Route. Wer im südlichsten Teil der Südinsel unterwegs ist, sollte sich unbedingt für diese Strasse entscheiden. Die Strecke ist etwas über 600km lang und führt von Dunedin durch The Catlins nach Invercargill, weiter via Manapouri nach Te Anau und endet schliesslich in Queenstown. Die Fahrt ist wunderschön! Man bewegt sich grösstenteils abseits der Touristenpfade und kann unterwegs diverse Stopps bei tollen Sehenswürdigkeiten einbauen. Langweilig wird es einem auf keinen Fall: Leuchttürme, Strände, (versteinerte) Wälder, Wasserfälle, Seen, Schaf- und Kuhweiden, Aussichtspunkte, und und und – man hat die Qual der Wahl. Die beiden Bildergalerien zur Southern Scenic Route (Teil 1 & Teil 2) zeigen die Vielseitigkeit dieser Route. Ein ganz besonderer Zwischenstopp war jener in Manapouri beim Two Wee Bookshop. Michelle hat kürzlich das Buch «Der Buchladen am Ende der Welt: Eine wahre Geschichte über ein abenteuerliches Leben und die Liebe zum Lesen» von Ruth Shaw gelesen und wollte diesem speziellen Buchladen auf unserer Reise unbedingt einen Besuch abstatten. So haben wir dann auch eine ganze Weile in den Büchern geschmökert und uns mit neuem Lesestoff eingedeckt. Natürlich durfte Ruths zweites Buch «Bookshop Dogs» unter den neuen Errungenschaften nicht fehlen. Ruth hat per Zufall noch selbst kurz im Bookshop vorbeigeschaut (was sie angeblich selten mache) und eine persönliche Widmung ins Buch geschrieben.

Die 600km lange Strecke haben wir uns allerdings nicht nur durch die Stopps bei verschiedensten Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke eingeteilt, sondern auch, indem wir «dazwischen» insgesamt vier Mehrtageswanderungen eingebaut haben. Von Invercargill ging es für vier Nächte nach Stewart Island (auf den Rakiura Track, weshalb wir die oben erwähnten Zeltübernachtungen zum Probeschlafen einbauen wollten), von Te Anau aus haben wir zwei Viertageswanderungen (Kepler Track & Milford Track) unternommen und von Queenstown aus ging es zuletzt noch für drei weitere Tage auf den Routeburn Track. Vom Start auf der Scenic Route in Dunedin bis zur Rückkehr nach dem Routeburn Track in Queenstown ist so fast ein Monat vergangen! Unsere Wandererlebnisse von den vier Mehrtageswanderungen – alles sogenannte Great Walks – fassen wir in einem separaten Blogeintrag zusammen.

Te Anau

Touristischer zu und her geht es in Te Anau und Queenstown. Alle, die auf der Südinsel unterwegs sind, werden vermutlich früher oder später in Te Anau landen, um von dort den berühmten Milford Sound zu besuchen und Queenstown ansteuern, der Abenteuer-Stadt der Südinsel. Uns diente Te Anau als Basis und Erholungsort zwischen den Mehrtageswanderungen. Mit mehr oder weniger steifen und müden Beinchen sind wir durch die Ortschaft gestakst und haben uns nach den Wanderungen (und dem nicht so besonders leckeren Trekkingfood) das eine oder andere Essen in einem der vielen Restaurants gegönnt. Um tagsüber nicht einfach nur tatenlos rumzusitzen, haben wir uns für zwei tolle «nicht-lauf-lastige» Ausflüge entschieden: einer gemütliche Bootstour auf dem Milford Sound sowie einer Exkursion in eine Glühwürmchen-Höhle.

Weshalb wir an einem der Pausentage doch noch eine Wanderung unternommen haben, wissen wir ehrlichgesagt auch nicht so genau. Muss man nicht verstehen… Zumal das Wetter (ausnahmsweise) mal nicht sonderlich gut war und wir gerade mal knapp den Bergsee vor uns sehen konnten. Die umliegenden Berge mussten wir uns vorstellen – sie waren von einer dichten Nebelhülle umgeben.

Hier geht es zu den Bildern, die entlang des Milford Highways und auf der Bootstour durch den Milford Sound entstanden sind.

Queenstown

Auf das quirlige Queenstown haben wir uns schon lange gefreut. Wer adrenalingeladene und actionreiche Aktivitäten mag, kommt in/um Queenstown auf seine Kosten (z.B. Skydiving, Bungee Jumping, White Water Rafting). Das Städtchen selbst hat leider wenig Charme: ein Schicki-Micki-Kaff, in dem sich ein Markenladen an den nächsten reiht. Wir waren enttäuscht und schlussendlich froh, dass wir nur wenige Tage in Queenstown verbracht haben. Es gibt dennoch ein paar positive Dinge, die wir mit Queenstown verbinden: klasse Glacé von Patagonia Chocolates (da mussten wir sogar gleich zweimal hin!), eine rasante Jetboat-Fahrt durch einen Canyon (völlig sinnfrei, aber es hat soooo Spass gemacht!), die wunderbare Lage von Queenstown (die Kulisse ist echt traumhaft!) und last but not least: hier haben wir den Mietwagen gegen einen Camper ausgetauscht. Endlich sind wir wieder im rollenden Zuhause unterwegs (dieses Mal ganz ohne Drama!).

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#13: Great Walk – Rakiura Track

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#11: Ein paar Zahlen & Fakten zu unserem Südostaustralien-Aufenthalt