#06: Der Start mit «unserem» Campervan
Anders als in Kanada und den USA, wo eine Fahrzeugübernahme in den meisten Fällen erst nachmittags möglich ist, kann in Australien der Camper häufig schon morgens übernommen werden (ohne Aufpreis). Wir haben uns für 09:30 Uhr angemeldet, um die Übernahme in Ruhe machen zu können, genügend Zeit für den ersten Einkauf und das Einräumen unseres Gepäcks sowie die Fahrt auf unseren ersten Campingplatz in den Blue Mountains zu haben. Bei unserem australischen Campervermieter verlässt man sich darauf, dass die Kunden pflichtbewusst die Videos in der App schauen und dann wissen, wie der Hase – äh, der Camper – läuft. Das Fahrzeug wird einem nicht gezeigt und erklärt, sondern es wird lediglich nochmals kurz auf den Mietvertrag, die gewählte Versicherungsdeckung und inkludierten Leistungen eingegangen, dann wird einem auch schon der Schlüssel in die Hand gedrückt und es kann losgehen.
So sind wir zu «unserem» Campervan marschiert, haben freudig die Seitentüre aufgeschlossen und waren etwas erstaunt: Das war definitiv nicht die Fahrzeugkategorie, die wir gebucht haben. Unser Camper hätte drei Schlafplätze haben sollen. Ein – aus der Sitzecke umfunktionierbares – Doppelbett im hinteren Bereich des Fahrzeugs und dann noch ein weiteres Bett, welches aus dem kleinen Sitzbereich gleich hinter dem Fahrersitz hätte umgebaut werden können. Unsere Überlegung war, das Doppelbett permanent stehen zu lassen und vorne trotzdem noch einen kleinen Sitzbereich zu haben. Auf diese Weise muss nicht täglich das Bett neu ab- und aufgebaut werden. Dem Camper, der uns zugewiesen wurde, fehlte die dritte Schlafgelegenheit und war dementsprechend auch kleiner. Da wurde wohl etwas verwechselt – kann ja passieren. Wir sind uns von der Anreise nach Australien nun ja gewohnt, dass nicht unbedingt alles planmässig abläuft. Mühsam wurde es jedoch, als wir zu drei verschiedenen Personen rennen mussten und wir jedes Mal mit irgendeiner Ausrede abgefertigt wurden. Zuerst hiess es, das könne schon sein, die Layouts seien halt nicht alle identisch und können nicht garantiert werden. Jaja, das sei auch normal, dass nicht alles vorhanden sei, was in den Video-Apps erklärt werde, es sei halt – wie erwähnt – nicht jedes Fahrzeug genau gleich. Nein nein, wir hätten schon das richtige Fahrzeug, es sei jetzt halt bloss viel los, etc. Aber preislich seien alle dieselben, das stimme schon, was wir bekommen haben. Langsam aber sicher waren wir frustriert und sind schon beinahe mit dem uns zugeteilten Camper weggefahren. Wir sind dann noch ein letztes Mal mit der Bestätigung in der Hand zurück und haben eine weitere Person gebeten, doch bitte mal unsere Buchung mit unserem Fahrzeug abzugleichen. Und tatsächlich, ojemine, da hat es doch tatsächlich eine Verwechslung gegeben. Ach, wie blöd – nein nein, das sei wirklich nicht unser Camper. Unser sei dann doch etwas grösser und (oh Wunder) verfügt nun auch über drei anstatt nur zwei Schlafplätze. Ist ja auch echt nur ein klitzekleines Detail, was sicher auch überhaupt keinen Einfluss auf den Mietpreis gehabt hätte… Umso erleichterter und glücklicher fuhren wir schliesslich ganz vorsichtig und hochkonzentriert von dannen. Wir mussten uns nicht nur erst wieder an ein grösseres Fahrzeug, sondern vor allem daran gewöhnen, dass wir von nun an für das nächste halbe Jahr auf der «falschen» Seite fahren mussten.
Um unsere neu gewonnene Euphorie nicht überborden zu lassen, kam nach einer knappen Stunde Fahrt dann auch schon das erste Warnsignal: zu wenig Öl. Also haben wir nach nicht einmal einer Stunde mit unserem Camper bereits die erste Tankstelle angefahren und die Roadassistance angerufen, um nach dem richtigen Öl zu fragen. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass das natürlich vom Vermieter hätte geprüft werden sollen.Kleiner Spoiler: Es war das erste, aber definitiv nicht das letzte Mätzchen unseres Gefährts…
Nach diesem kleinen Intermezzo fuhren wir weiter in Richtung Blue Mountains. Ganz unserer Stimmung angepasst, wurde das Wetter zunehmend neblig, regnerisch und kühl. Im gleichen Masse wie die Sicht abnahm, nahm der Verkehr zu. Im Kolonnenverkehr sind wir durch die Blue Mountains getuckert. Das touristische Städtchen Katoomba war völlig überlaufen. Keine Chance, mit einem grösseren Fahrzeug einen Parkplatz zum Einkaufen zu finden. So sind wir zuerst auf unseren Campingplatz gefahren. Der war von der Lage her top (nicht, dass wir das bei dem Nebel hätten sehen können) und sehr gepflegt. Glücklicherweise gab es direkt vor dem Campingplatz eine Bushaltestelle und so konnten wir mit dem Bus zum Einkaufen fahren. Der erste Einkauf ist immer etwas umfangreicher, da hier einige grundlegende Sachen gekauft werden. So fuhren wir schlussendlich schwer beladen mit drei Taschen und einem umfunktionierten Putzeimer mit dem Bus wieder zurück zum Campingplatz. Bis wir zurück waren, war es Abend und wir nervlich eeetwas angeschlagen und müde. Es kann nur noch besser werden.